Keine Mitfahrgelegenheit

Als der russische Angriff auf die Ukraine genau vor einem Jahr begann, haben die Amerikaner dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angeboten ihn in Sicherheit zu bringen. Selenskyj aber antwortete, er brauche Waffen und keine Mitfahrgelegenheit. Das zeigt den Mut und den Willen nicht nur des Präsidenten, sondern des gesamten urkrainischen Volkes.

Kanzler Scholz hat gestern in einer Talkshow noch einmal deutlich gemacht, dass Deutschland die Ukraine mehr als andere Staaten unterstützt und das nicht nur mit Waffen. Die zögerliche Haltung Deutschlands, die andere Staaten gern vorschnell ins Feld führen, sei, so Scholz, in der Notwendigkeit einer ruhigen und sachlichen Abwägung aller Faktoren begründet. Man lasse sich nicht durch aufgeregtes Gerede und durch die sozialen Medien beeinflussen. Es spielt ganz sicher dabei eine Rolle, dass die Deutschen auch nach über 70 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch „die Schnauze voll“ haben von Gewalt, Zerstörung, Hass und Verlust. Das traumtänzerische „Friedenspamphlet“ von Wagenknecht und Schwarzer ist dabei allerdings keine Hilfe.

Dass die Mehrheit aller Länder der UNO den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit ablehnen und scharf kritisieren, mag ein Signal sein. Der russische Zar wird sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen in seiner nationalistischen Weltsicht. Möglicherweise wird ihm die Tragweite seines Krieges deutlich, wenn ihm klar wird, dass er für die Morde und die Zerstörungen bezahlen wird. Russland wird daran auf Jahrzehnte hinaus tragen. Leidtragender ist insbesondere auch das einfache russische Volk, das ganz sicher, genau wie die übrigen Europäer, keinen Krieg will. Noch ist Russland allerdings verschanzt hinter einem Wall aus Propaganda und Desinformation. Noch!