Ein Beitrag von Antoine Richard auf der Plattform X
„Ich habe #Auschwitz als Jugendlicher freiwillig, mit meinem damaligen besten Freund, besucht. Ich wollte das schlimmste, sinnloseste Grauen, zu dem Menschen fähig sind mit eigenen Augen sehen, auch weil meine Großmutter Jüdin war und Buchenwald überlebt hat.
Ich habe über die vielen Jahre, die ich mich mit dem Nationalsozialismus beschäftigt habe vieles gelernt:
- Alles, was ein Mensch denken kann, kann ein Mensch auch machen. So grausam oder schön es auch sein mag. Grauen und Schönheit haben jeweils keine Grenzen.
- Der Nationalsozialismus und seine Vernichtungsmaschinerie sind kein Beispiel für das Böse im Deutschen, sondern für das Böse im Menschen. Die Deutschen waren dafür aber aufgrund Ihrer besonderen Eigenheiten (gute wie schlechte) und ihrer damaligen geschichtlichen Situation anfälliger. Grundsätzlich hätte das überall auf der Welt passieren können!
- Das Ausmaß des Furchtbaren war nur möglich als Staat! Die gesamte Ideologie, die Bürokratie des Unmenschlichen wäre ohne die Form eines Staates niemals möglich gewesen!
- Dennoch gibt es keine Kollektiv- oder Erbschuld! Die heutigen Deutschen tragen KEINE Schuld, auch nicht, wenn ihre Vorfahren Schuld auf sich geladen haben!
- Es ist gut und richtig niemals zu vergessen. Deutschland kann diese Jahre des Wahnsinns nicht einfach verdrängen. Sie gehören zu uns, wie eine überstandene Krankheit, die uns geprägt hat! Dennoch dürfen wir auf unser heutiges Deutschland und auf die guten Anteile unserer nationalen Vergangenheit stolz sein!
- Wer die Erinnerungskultur an das Böse übertreibt oder sie durch Zwang und Schuldkult durchsetzt, erreicht das Gegenteil!
- Das Wesen des Nationalsozialismus ist komplex und darf niemals schwarz-weiß gemalt werden! Dennoch gilt es genau hinzuschauen, wenn Keime der Unmenschlichkeit beginnen neu auszutreiben! Das kann überall und zu jeder Zeit geschehen!
- Als Nachfahre einer Jüdin, Deutsch-Franzose und Europäer sehe ich immer wieder diese Triebe der narzisstischen Überheblichkeit, des ideologischen Kollektivismus und der psychopathischen Bürokratie, die mich aufhorchen lassen. Ich sehe sie in den letzten Jahren sehr häufig auf der politisch linken Seite! Und auch wenn man die Coronazeit nicht im Ansatz mit einem Holocaust gleichsetzen kann, erinnerte doch einiges an die Anfänge totalitärer Systeme! Das machte vielen Menschen zu recht große Sorgen!
- Der Holocaust wird heute häufig benutzt, um Menschen zum Schweigen zu bringen. Der Begriff Nazi wird inflationär als Waffe gebraucht. Das ist infam und perfide und es verharmlost das Grauen und verletzt viele Opfer!
- Beschäftigt Euch mit den Ideologien dieser Welt! Mit allen! Besonders mit Fanatismus, Abwertung und Ausgrenzung von Menschen nur aufgrund Ihrer Herkunft! Sie sind der dunkle Spiegel der Seele des Menschen! Und wenn wir im Licht leben wollen, müssen wir die Dunkelheit kennen, den Feind studieren und erkennen, dass wir niemals in Frieden und Freiheit schlafen dürfen, wenn wir nicht in Krieg und Unterdrückung erwachen wollen! Beurteile Menschen aufgrund Ihrer Taten und Ihrer Worte! Male nie schwarz-weiß! Die Welt und die Menschen sind komplex! Der Mensch ist nie nur böse. Der Mensch ist nie nur gut! Und wir haben immer eine Wahl!
In heutigem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.“