Was ist schon ein Jahr?

Schuldirektoren plädieren dafür das Schuljahr zu verlängern oder gleich ein ganzes Jahr dranzuhängen, weil zum einen große Wissenslücken bestehen und weil von Chancengleichheit gegenüber anderen Jahrgängen kaum mehr die Rede sein kann. Schüler wird das sicher nicht unbedingt begeistern, aber lasst Euch gesagt sein die paar Monate machen den Kohl auch nicht fett. Die Tretmühle mit ihren maximal 6 Wochen Jahresurlaub kommt noch früh genug.

Wenn ich in meinen Erinnerungen krame, dann hatten wir das schon einmal, zumindest so ähnlich. Im Jahr 1966 wurde der Schuljahresbeginn von April (Ostern) auf Ende August (Nach den Sommerferien) umgestellt. Für Bremen bedeutete das zwei Jahre in einem. Von April 1966 bis Sommer 1967 bin ich durch das 5. und 6. Schuljahr gesaust. Diesen Radikaltörn habe ich dann in einem der folgenden Jahre, unfreiwillig zwar, aber relativ erfolgreich wieder ausgeglichen. In anderen Jahren durfte ich in den Sommerferien meine Lateinnote verbessern und eine Nachprüfung ablegen, um versetzt zu werden. „Blaue Briefe“ waren fast Standard. Ich habe mich nicht mit Singen und Religion ins Abi geschummelt, aber ich konnte mich immer auf meine Lieblingsfächer verlassen. Tatsächlich, Latein gehörte dazu, und Geo, und Geschichte, und Physik. Mathe hat mich erst nach der Schulzeit begeistert und interessiert. Das laste ich den Lehrern an, denn auch Mathe kann man interessant und praxisnah vermitteln. Meiner Meinung nach ist die Hauptaufgabe der Schule Neugierig zu machen und Interessen zu wecken. Natürlich gehört auch dazu Talente zu erkennen und zu fördern. Wenn der Schulbetrieb das nicht schafft, dann hat die Schulpflicht meiner Meinung nach ihre Existenzberechtigung verloren.

Im Grunde sucht sich jeder seine Lehrer selber. Da gibt es Referendare, Aushilfen oder auch verknöcherte Professoren, da lernt man in einer Stunde und mit ein paar treffenden Worten oder auch Bemerkungen mehr fürs Leben als in 1000 Powerpoint-Vorträgen oder medial aufbereiteten, reformpädagogischen Unterrichtsstunden. Es gibt eben Pädagogen und solche, die nennen sich nur so. …. Ich merke gerade, was es heisst aus der Schule zu plaudern, darum, der langen Rede kurzer Sinn: Liebe Schüler, lasst Euch Zeit. Wenn tatsächlich ein Jahr darangehängt wird, dann ärgert Euch nicht, sondern geniesst die Zeit und Lernen.