Merkel geht – und nun?

Merkel geht! Viele – vielleicht ein wenig irrgeleitet – rufen auf Demos aus: „Merkel muss weg!“ – Nun geht sie tatsächlich! Die Freude, wenn es denn tatsächlich ein freudiges Ereignis ist, ist ein wenig kurz gedacht.

Wenn ich mir anschaue, was danach kommen könnte, wird mir ein wenig schwummerig um die Tastaturfinger. Es ist nicht die bange Frage, was kommt danach? Wir wissen ja, was danach kommt. Und das lässt mich zum ersten Mal in meinem Leben überlegen, ob ich mich an der Bundestagswahl beteilige.

Ich finde es nicht gut, dass Frau Baerbock systematisch und häppchenweise mit Plagiatsvorwürfen überfahren wird. Das ist gewollter Schmutz. Ich finde es auch nicht gut, dass Herr Laschet immer wieder als Karnevalsclown dargestellt wird, aber irgendwie ist er es ja doch. Wenn er doch wenigstens eine Meinung hätte. Überhaupt, dass irgendeine Partei ein glaubwürdiges Programm hat, um die echten Probleme anzugehen, halte ich für einen Running Gag. Vor allem hält jeder etwas anderes für das echte Problem. Mal ist es der Klimawandel, mal die Corona-Folgelasten, mal die arme Wirtschaft und natürlich will niemand kommende Generationen belasten, und auch nicht die Rentner, und noch weniger die Arbeitnehmer. Und ganz gewiss nicht die Superreichen und internationalen Konzerne.

Heißt das also, dass wir lustig weitermachen und vielleicht bald schon ein Ticket für den nächsten Mars-Flug ergattern müssen? Heißt das, dass Straßen, Brücken, Bahnlinien und Schulen weiterverfallen müssen, um schön dekadente Fotomotive für Hochglanzpublikationen zu bekommen? Heißt das, dass die Kleinen gehängt werden, während die Großen für „systemimanent“ gehalten werden sollen? Sollen die Preise für Benzin, Tabak und andere Vergnügungen die Welt retten, während Grundrechte der Menschen, wie z.B. klares Wasser und erschwinglicher Wohnraum, privatisiert und den Großen in den Rachen geschoben werden. – Das sind Dinge, da gehe ich mit einem großen Pappschild auf die Straße und mache bei jeder Menschenkette mit. Aber dann haben wir Demos und Menschenketten … und ich weiß immer noch nicht weiter

Eines weiß ich, und das ist in der Natur nun einmal so: wer sich nicht anpassen kann, verschwindet! Vielleicht sollten wir uns hier im norddeutschen Tiefland schon mal vorsichtshalber ein Schlauchboot besorgen, damit wir wenigsten noch den nächsten Bio-Markt erreichen können, wenn der Pegel steigt.