Russland aus der Froschperspektive

Russland leidet unter Phantomschmerzen der früheren Sowjetunion und, man mag es kaum glauben, unter den Urängsten des alten Zarenreichs, nämlich der Angst vor Umzingelung. Da hat Russland in seiner Geschichte auch so einiges erlebt. Das muss man berücksichtigen. Auch der „Warschauer Pakt“ als Puffer, fehlt. Und bei Gefahr – allerdings nicht nur dann – versammelt sich das Volk hinter einem starken Mann, der mit bloßen Händen einen Bären erwürgen kann. Das vermittelt zumindest die staatlich gelenkte Presse in Russland. Selbst Stalin, der größte Verbrecher neben Adolf Hitler, wird zur Vaterfigur verklärt.

Die Russen sind, das können wir Deutschen bezeugen, vertragstreu. Selbst am Tag des deutschen Überfalls 1941 rollten noch die Züge mit Lieferungen ins Deutsche Reich. Und auch der Abzug der russischen Besatzungstruppen aus Deutschland klappte 1994 wie vereinbart. Wirtschaft und Forschung Russlands und Deutschlands arbeiten nach wie vor eng zusammen.

Wladimir Putin, der anfangs ein Hoffnungsträger für den Westen und wohl auch für die Russen selbst war, wird mehr und mehr zu einer unberechenbaren Größe. Das völkerrechtswidrige Einverleiben der Krim ist aus russischer Sicht nur zu gerechtfertigt, denn Russland hat über Jahrhunderte für die Krim gelitten. Letztlich wurde in den 50er Jahren die Krim nur der Ukraine zugeschlagen, weil ein Ukrainer der starke Mann in Moskau war. Allerdings hat Russland hier gegen den selbst mit unterschriebenen Vertrag über die Unverletzbarkeit der Grenzen in Europa verstoßen. Aber ehrlicherweise muss man auch sagen, dass für den „Einfachen Mann auf der Straße“ kein Unterschied zwischen Russland und der Ukraine zu erkennen ist, bis auf den Bruderkrieg im Osten der Ukraine.

Wenn Russland jetzt meint, Russland sei überall da wo Russen leben, dann erinnert das sehr an das vergangene Jugoslawien und die Situation der Serben. Muss es da wirklich einen Krieg geben, um ein friedliches Nebeneinander zu gewährleisten. Nein, das darf nicht sein!

Europa mag schwach und nachgiebig erscheinen, auch im Vergleich zu den Amerikaner, die schnell mal eben draufhauen. Aber da sollte man sich nicht täuschen. Die Amerikaner leiden nicht besonders unter einem ausgeprägten Feingefühl und machen dabei oft viel Porzellan kaputt.

Fakt ist aber auch, dass souveräne Länder selbst entscheiden, welche Bündnisse und welche Verpflichtungen sie eingehen. Und die Ukraine, Weißrussland und Kasachstan sind doch souveräne Staaten, oder? Auch Verteidigungsbündnisse wie die NATO sollten sehr behutsam mit solch sensiblen Fragen umgehen, insbesondere wo der russische Bär sehr empfindlich ist und noch das übergroße Ego und die militärischen Mittel der sowjetischen Imperiums mit sich herumschleppt.

Um Hackerangriffe, auch um die staatlich gelenkten Hackerangriffe, auf die Infrastruktur eines anderen Landes muss man sich kaum Gedanken machen. Talentierte Hacker gibt es in allen Ländern dieser Erde, auch in staatlichen Diensten. Antworten würde nicht lange auf sich warten lassen, allerdings ohne Vorwarnzeit.