Zeitparallelen Islam und Christentum

Geschichte bzw. Geschichten der Völker, Religionen und Kontinente gegenüber zu stellen ist keine neue Kunst der Geschichtswissenschaften. Irgendwo vergehen Weltreiche, während andere gerade ihren Höhepunkt erleben oder bereits untergegangen sind. In der Geschichte der Menschheit läuft vieles parallel.

Ein interessanter Vergleich ist z.B. der des Christentums und des Islams. Während das Christentum mit dem Jahr 0 seinen Ursprung feiert, ist der Islam um das 7. Jahrhundert entstanden, also in der Zeitachse etwa zwischen 600 und 700 Jahre später. Ziehen wir mal 700 Jahre vom Jahr 2023 ab, dann landen wir im Jahr 1323. Hier einige Daten:

  1. Juli: Papst Johannes XXII. spricht den Kirchenlehrer Thomas von Aquin heilig.
  2. November: In der Konstitution Cum inter nonnullos verurteilt Papst Johannes XXII. die einmütige Erklärung des franziskanischen Generalkapitels vom Vorjahr, dass es gesunde katholische Lehre sei, dass Christus und die Apostel kein Eigentum besessen haben, als häretisch und wer sie vertritt, wird der Inquisition anheimgegeben.
    Ein zweites Erdbeben (nach dem von 1303) erschüttert den Leuchtturm von Alexandria (eines der 7 Weltwunder der Antike) und führt zu seiner weitgehenden Zerstörung.
    Das von den mongolischen Ilchanen beherrschte Persien unter Abu Sa’id und der ägyptische Mamelukensultan Nasir Muhammad schließen einen Friedensvertrag.

Soweit Wikipedia.

Mit einem etwas weiteren Blick muss man erwähnen, dass sich gleich mehrere Päpste um den Posten in Rom balgten, die Inquisition alle Menschen verfolgte, folterte und tötete, die nicht „auf Linie“ waren, Aberglaube die Oberhand gewann, was Tausenden als Hexen oder Hexer bezeichneten Menschen das Leben kostete, radikale Christen als Flagellanten durchs Land zogen, auch weil die Pest ganze Landstriche entvölkerte und das als Strafe Gottes verstanden wurde.

Von Reformation und dem Zeitalter der Aufklärung war man im Christenland zu dieser Zeit noch Lichtjahre entfernt. „Wenn der Taler im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“. Die Gläubigen bezahlten so einen Prachtbau für Päpste, die ihre leiblichen Kinder auf gutbezahlte Jobs hievten. Columbus segelte etwa 150 Jahre später los. Seine Mannschaft hoffte darauf nicht über die Kante der Erdscheibe hinaus zu segeln. Und Byzanz (Ostrom) hatte noch etwas mehr als 120 Jahre vor sich. Der deutsche Kaiser hatte seinen Sitz in Prag.

Wenn man das o.g. auf eine Zeitschiene legt, dann befindet sich derzeit der Islam in einer Art Spätmittelalter mit all seinen Wirrungen und Irrungen, mit Intoleranz, Habsucht, Raub, Krieg und dem Streben nach Machterhalt. Die Verfechter des radikalen Islam stehen so weit ab vom Koran, wie damals die christlichen Kirchenfürsten von der Bibel.

Wenn man Historikern glaubt, die behaupten, dass sich Geschichte, für Menschen nicht leicht erkennbar, ständig wiederholt, dann macht der Islam bald das durch, was dem Christentum ab ca. 1500 widerfahren ist. Am Ende des Tunnels ist tröstlicher Weise das Zeitalter der Aufklärung und der Vernunft erkennbar. Und die Industrialisierung mit all ihren kapitalistischen Auswüchsen.