Mehr Vielfalt durch DVB+?

Ja, so begeistert bin ich davon schon lange nicht mehr. Angeblich gibt es eine große Vielfalt bei den empfangbaren DVB+Sendern, aber mittlerweile bedienen sich offensichtlich alle diese neuen Sender aus ein- und demselben Musikpool, abgestimmt auf Pop, Rock und HipHop. Vielleicht unterscheidet sich die Playliste dann noch nach Classic oder Modern. Die meisten dieser Sender bringen natürlich zwischendurch Werbung.

Diese Art von Vielfalt im DVB+Angebot, bei der die übergroße Zahl der Sender die gleiche Musik spielt, die gleichen Nachrichten bringt und – falls mal moderiert wird – die gleichen gewollt heiteren Sprüche zu hören sind, spricht m.E. gegen die Abschaltung der UKW-Frequenzen. Man propagiert zwar DVB+Radios und sogar Radiostreams übers Internet, aber die allermeisten Radios in deutschen Haushalten sind nach wie vor UKW-Radios.

Die zwei, drei, vier oder mehr Programme der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sind bei DVB+ schon eine Erholung, insbesondere die anspruchsvolleren Programme mit einem größeren Wortanteil. Erfreulicherweise beziehen sich diese Programme auch nicht auf die Binsenweisheit, wonach der durchschnittliche Hörer nur einen Wortanteil von 90 Sekunden zwischen der Berieselung verträgt. Plastik-Radiostationen, die man auch Formatradios nennt, halten sich strikt an diese Binsenweisheit. Das Format ist abgestimmt, wie oben bereits beschrieben, auf Pop, Rock, HipHop oder Volkstümlich und jetzt auch noch Country. Das ist wirklich nur noch als Kaufhaus-Berieselung zu bezeichnen und als Hintergrundgeplätscher zu verstehen.

Es ist sicherlich altmodisch, aber ich mochte das Radio der 60er und der 70er. Man freute sich auf die verschiedenen Sendungen und bekam auch mal, ganz nebenbei, Bildung gereicht. Das Radio war noch keine Dauerberieslung. Tatsächlich und heute unvorstellbar, die einzelnen Sender machten auch mal Pause, Sendepause eben.

Der lange Rede kurzer Sinn: DVB+Radio bedeutet zwar viele „Formatradios“, die meisten davon privat, aber eben nicht mehr Vielfalt. Vor allem freie Radios, früher waren sie oft Radiopiraten, die gezielt über Ereignisse in ihrem Umfeld berichteten, sind auf UKW angewiesen um ihre Hörer zu erreichen. Für sie wird es, ggf. sogar mit staatlicher Förderung, sehr schwer werden Frequenzen auf DVB+ zu bekommen und dann auch halten zu können.

PS: das muss jetzt sein: Eine Empfehlung fürs Internetradio. Probieren Sie mal Ohrsounds-Radio aus Grasberg oder ADO1, Adolphsdorf No. 1.