Der Mensch auf der Roten Liste

„Alles fliesst“ sagten schon die alten Griechen. Das heisst nichts weniger als dass alles in Bewegung und nicht in Stein gemeißelt ist. Nichts muss so bleiben wie es ist. Und nichts bleibt so wie es ist. Mit unserem bescheidenen Lebenshorizont können wir das jedoch nicht erkennen, bemerken oder gar fühlen. Und doch: Alles ist in Bewegung.

Ob es sich zum Besseren bewegt, das haben wir nur zum Teil in der Hand. Die Erde und die Natur gehen ihre eigenen Wege und lassen uns nur in Bruchteilen an ihren Planungen teilhaben – trotz aller Wissenschaft und aller Technik.

Mit einem Anflug von Sarkasmus könnte man vereinfachend sagen „Auf der Erde gelten nur zwei Gesetze: Das Gesetz der Schwerkraft und die Strassenverkehrsordnung!“

Die StVO steht hier sinnbildlich für die dünne Schicht aus Kultur und Zivilisation, die die Zeit in unsere Hirnrinde eingepflanzt hat. Dass diese Schicht aber sehr dünn ist und oft nur ein minimaler Anlass genügt, dass wir Menschen unser Menschsein vergessen und zum Feind des Nächsten werden, ist eine schreckliche Erkenntnis. Vielleicht hat Gott die Menschheit nur als Experiment geplant, was er – bildlich gesprochen – mit einem Fingerschnippen beenden kann. Dann kippt eben auch das zweite Gesetz: das Gesetz der Schwerkraft, auf das unser Leben in allem aufgebaut ist.

Nein, hier soll nicht schon wieder vom Klimawandel bzw. richtigerweise von der kommenden Klimakatastrophe geredet werden. Man kann es aber nicht oft genug sagen: Wir sollten uns schnellstens auf das Schlimmste einstellen. Die Natur und der Planet Erde brauchen uns nicht. Es überlebt bekannterweise nur die Spezies, die sich anpassen kann und das möglichst rechtzeitig. Man stelle sich nur einmal vor, der Mensch steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Aber es ist niemand da, der diese gefährdete Art schützen könnte. Warum nehmen wir Menschen uns eigentlich so wichtig. Vielleicht sind die anderen Lebewesen, die zum Teil lange vor uns da waren, froh, wenn wir endlich wieder weg sind und das .“Anthropozän“ beendet ist. Man stelle sich nur einmal die Konferenz der Tiere nach dem Verschwinden des Menschen vor. Ob es da wohl freundlich gestimmte Nachrufe geben würde?

Zum Glück gibt es tatsächlich intelligente Menschen, die nicht mit der Schafherde – direkt auf die Katastrophe zu – mitlaufen und etwas mehr auf dem Kasten haben.

Warum denke ich an dieser Stelle wieder an Martin Luther, der ein Apfelbäumchen pflanzen würde, auch wenn morgen die Welt unterginge?

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