Zuviel Aufmerksamkeit

Kürzlich habe ich mir mal Zeit genommen und die „einschlägigen“ Kanäle und Gruppen im Messenger Telegram besucht. Gut gemacht und „offiziell“ angestrichen kann jeder seine Meinung verbreiten, auch wenn diese Meinung noch so abwegig ist. „Gequirlte Katzenscheisse hilft gegen die Delta-Variante“, sagt ein Professor XY aus B. und „Impfen setzten den IQ herab, aber erst nach der dritten Impfung“.

Meiner Meinung nach wird diesen Leuten in den seriösen Medien viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Damit wird doch die Sache erst zum Problem gemacht. Wenn irgendein Professor behauptet Katzenscheisse hilft gegen die Delta-Variante, dann sitzt der doch gleich bei Illner oder Maischberger und erhält so viel Sendezeit. Der einzige, der hier einen klaren Kopf bewahrt, aber oftmals verlacht wird, ist Prof. Karl Lauterbach. Er denkt wenigstens nach, bevor er sich äussert. Ich hoffe, er hält durch und das auch als Gesundheitsminister.

Ein anderes Problem, was in dieser Pandemie völlig aus dem Blick geraten ist, wird jedoch immer deutlicher. Die Folgen der jahrelangen Reformierungen und der Verschlimmbesserungen an unseren Bildungssystem – PISA lässt grüßen – werden jetzt sichtbar. Eine der Langzeitfolgen dieser Dauerexperimente ist, dass der allgemeine Intelligenzquotient merklich gesunken ist. Das macht sich nicht nur beim Bau von Flughäfen und Bahnhöfen bemerkbar, sondern vielfach auch in der mangelnden Fähigkeit logisch und folgerichtig zu denken. Dazu muss man nämlich zuhören und auch Texte verstehen können. [Und jetzt die Werbung!]