Dass Deutschland ein Verhältnis zu Israel hat, das von Scham und Aufarbeitung der Vergangenheit geprägt ist, das kann ich verstehen. Ich bin froh und dankbar, dass es trotz alledem wieder jüdische Gemeinden und jüdische Leben in Deutschland gibt. Jeder, der sich in Deutschland ein Leben aufbauen will, fleißig und tolerant ist und sich an die deutschen Gesetze hält, ist mir willkommen und soll hier ggf. Schutz genießen.
Aber, dass das Wohl und Wehe des Staates Israel deutsche Staatsräson sein soll, das halte ich für eine Spontanität, die der frühen Nachkriegszeit geschuldet ist, und damit auch sehr übertrieben, zumal der israelische Botschafter bei jeder unpassenden Gelegenheit daran erinnert. Viele Menschen erinnert das an Erpressung und das ist keine gute Basis für eine Partnerschaft zwischen Staaten. Im übrigen gilt immer noch der Satz „Wer Dich kritisiert, ist Dein Freund!“ – Der hat zumindest Interesse an „Dir“. Vieles an Israel ist zu kritisieren, ohne dass man sich gleich Antisemit bezeichnen lassen muss oder einseitig die Palästinenser-Seite vertritt. Die Palästinenser machen sich zur Zeit in Deutschland durch ihre aggressiven Demonstrationen und ihre Hassbotschaften keine Freunde, wenngleich auch sie Opfer sind.
Bei Lichte besehen sind alle Menschen in der Region an einer Lösung interessiert, die allen – Israelis und Arabern – friedlichen Handel und Wandel ermöglicht. Niemand möchte in einem Land leben, wo ständig Anschläge erfolgen oder Bomben hochgehen können oder plötzlich Bulldozer bescheidene Eigenheime zusammenschieben oder riesige Mauern Menschen trennen. Die Lösung kann eigentlich nur heißen: zwei souveräne (und lebensfähige) Staaten.