Wir verlieren Menschen

Wir verlieren täglich immer mehr Menschen und nicht nur Ziffern oder Karteikarten. Hinter den erschreckenden Zahlen stehen immer Einzelschicksale, Familien werden zerstört und auseinandergerissen, Angehörige können nicht Abschied nehmen. Kinder erleben eine unnormale Welt. Und ganz nebenbei, qualifizierte Arbeitskräfte sind schon jetzt rar.

Die Inzidenzen steigen höher und höher, das Virus breitet sich wieder aus und fordert mehr und mehr Opfer. Die Intensivstationen sind bereits weit über der Belastungsgrenze und es ist nur eine Frage der Zeit, wann eine behandlungsbedürftige Krankheit oder Operation zu einer Frage auf Leben und Tod wird. Wir verlieren zu viele Menschen! Die Politik bereut vielleicht ihre Zaghaftigkeit bei grundlegenden Entscheidungen, aber sie befindet sich weiterhin im Blindflug. Mahner wie RKI-Chef Wiehler weisen täglich auf die Gefahren hin, aber die Politik scheint sie willentlich zu überhören.

Im Gespräch ist – endlich – eine Impflicht für alle, die sich impfen lassen können. Es wird dabei nicht so sein, dass Impfverweigerer mit der Polizei zum Impfen abtransport werden oder gar in der Öffentlichkeit gelbe Armbinden tragen müssen. Aber die Geldstrafen werden empflindlich sein, auch im Vergleich zum gerade verschärften Bußgeldkatalog im Strassenverkehr.

Man kann es dem Bundespräsidenten in Anbetracht der Lage hoch anrechnen, dass er die bislang Ungeimpften bittet sich impfen zu lassen. Er setzt auf die Einsicht seiner Mitbürger. Es wäre nicht nur schade, sondern gefährlich für alle, wenn er die Intelligenz seiner Mitbürger überschätzt hätte.

Die „Herdenimmunität“ ist in Deutschland nicht erreicht. Wie denn auch bei knapp 70 Prozent geimpfte Mitbürger und 30 Prozent Ungeimpfter? Ein Lockdown für Ungeimpfte bedeutet nur, dass sich das Virus ungehindert in diesen Kreisen tummeln und sich laufernd erneuern bzw. mutieren kann. Und da haben dann wieder alle etwas davon, z.B. ein stilles, ungestörtes Weihnachtsfest ohne Kontakt zu Mitmenschen.

Eine Lösung: die Regierung trifft endlich klare und einheitlich geltende Regelungen, auch wenn dafür vorübergehend die Bürgerrechte beschnitten werden müssen. Bei diesen Regelungen handelt es sich schließlich nicht um ein „Ermächtigungsgesetzt“ wie anno ’33. Auch gilt der Satz: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!